Ein bißchen schizophren ist es ja : Zwei Wochen Großfahrt, Wälder, Seen, Liedersingen und Spaß haben, mit den Freunden am Feuer. Frei sein. Und dann der Moment, wenn man von Mücken zerstochen, mit dreckiger Wäsche aber glücklich zu Hause ankommt und weiß:
Jetzt wartet wieder die Schule, das Studium oder die Arbeit. Die Stadt, Parties und eben alles was zum “normalen” Leben gehört. Man versucht, sich ein Stück Fahrtenromantik in den Alltag hinüberzuretten. Und trotzdem nimmt einen der alte Trott ganz schnell wieder in Beschlag. Da faßt man sich an den Kopf und fragt sich, was Pfadfinderei und das Leben in der Gesellschaft überhaupt miteinander zu tun haben. Auf den ersten Blick scheinen beide Welten nebeneinander zu existieren. Im Sommer fahren die Kinder und Jugendlichen in die Natur, tragen Kluft und schlafen in Kothen. Sie bilden eine Art Miniatur-Gesellschaft, die eigenen Regeln folgt, die nach den Pfadfindergesetzen funktionieren. Den Rest des Jahres leben die Pfadfinder, wie jeder andere auch, treffen sich einmal in der Woche mit ihrer Gruppe, als gingen sie zum Tischtennis oder zum Klavierunterricht.
Pfadfinden – Hobby oder Lebenseinstellung?
Und doch ist die Pfadfinderei mehr als ein Hobby, hängt sie mit der Gesellschaft enger zusammen, als man meint. Denn die Werte, die die Kinder und Jugendlichen auf den Fahrten vermittelt bekommen und leben, nehmen sie mit in den Alltag. Der soziale Umgang, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, der Respekt vor der Natur. All das legen sie nicht ab wie ihre Kluften, wenn sie nach Hause kommen, sondern bringen es mit in die Schule, in den Beruf.
Natürlich funktioniert das nicht wie bei einer Waschanlage : Vorne uninteressierte Jugendliche rein, hinten kritikfähige Erwachsene raus. Es hängt von der Sippe, vom Sippenführer und vor allem vom Jugendlichen selbst ab, was er aus seiner Pfadfinderzeit mitnimmt. Insgesamt jedoch fördert die Pfadfinderei das soziale Engagement, sowohl im Stamm als auch in der Gesellschaft. Und wenn die meisten das Halstuch mit dem 20´sten Geburtstag an den Nagel hängen: In vielen lebt noch mit 40 ein kleiner Pfadfinder, der gelernt hat, dass es wichtig ist, selbst Verantwortung zu übernehmen, seinen Mitmenschen zu respektieren und die Umwelt zu achten. Der weiß: Es muß nicht alles so sein, wie es in unserer Gesellschaft als normal hingenommen wird.
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